Der Blütenstaubmörder by Markus Ridder

Autor:Markus Ridder [Ridder, Markus]
Die sprache: deu
Format: epub
Herausgeber: neobooks
veröffentlicht: 2015-11-11T16:00:00+00:00

Mach’s gut, alter Junge und bis demnächst!

Dein Konrad

Plossila ließ die Tüte auf die Dielen rasseln, nahm die Bierflaschen heraus und stellte sie als Erstes in den Kühlschrank. Um den Rest würde er sich später kümmern. Er wollte schon in den Flur gehen, doch dann besann er sich eines Besseren. Er machte einen großen Schritt über die Einkäufe hinweg bis vor den Ofen und stellte diesen auf zweihundertfünfzig Grad. Anschließend zog er sich im Flur die Schuhe aus und verschwand im Badezimmer.

Zurück in der Küche räumte er die übrigen Lebensmittel in den Kühlschrank. Schließlich riss er die Verpackung auf und schob die gefrorene Pizza in den Backofen. Er nahm sich ein lauwarmes Bier aus dem Kühlschrank, setzte sich an den Küchentisch und blickte in Richtung Herd.

Fertigpizza, dachte er. Wenn er sein Leben selbstbestimmter gestalten könnte, würde er richtig kochen. Mit frischem Gemüse, Fisch, Fleisch, Salat. Mehrere Gänge würde es geben: Antipasti, Crème brûlée, Mousse au Chocolat, Espresso danach, Verdauungsschnaps.

Mit einem Ruck stand er auf, öffnete die Kühlschranktür erneut. Na also, dachte er und schnappte sich den Ramazzotti.

Ganz so kulturlos war er doch gar nicht. Er nahm sich ein Schnapsgläschen und goss ein. Warum sollte man Ramazzotti nicht auch als Aperitif trinken können?

Er setzte sich wieder, blickte auf die Dielen, in deren Ritzen noch immer ein Rest des Kaffeepulvers von vor einigen Tagen steckte. Er schnaufte und nahm sich vor, sein Leben in Ordnung zu bringen, wenn er mit dem Fall fertig war. Aber im Augenblick ging es nicht, er fühlte sich gehetzt. Die Pressekonferenz vergangene Woche hatte ihn vollkommen fertig gemacht. Das war einfach nichts für ihn. Und jetzt wollten die Journalisten natürlich jeden Tag wissen, wie weit man war mit den Ermittlungen und welche neuen Theorien es gab. Schon wurde spekuliert, wie lange es dauern würde, bis der „Blütenstaubmörder“ wieder zuschlug.

Und derweil traten sie auf der Stelle. Was klar war, war lediglich, dass es derselbe Täter gewesen sein musste. Er war bei Helen Bechmann nach dem gleichen Schema vorgegangen wie bei Lisa Huber. Er hatte sein Opfer aus dessen Haus entführt, es vier Tage in seiner Gewalt gehalten, dabei offenbar mit einem Seil gefesselt. Er hatte die Frauen vergewaltigt, sie erwürgt und die Wundmale schließlich mit Blütenstaub und Puder versehen. Gunther Isenbarth war sich hundertprozentig sicher, dass es so abgelaufen war, dass Helen Bechmann erst acht bis zehn Stunden tot war, als man sie gefunden hatte. Die Vergewaltigungsspuren seien aber nicht so intensiv gewesen wie bei Lisa Huber. „Es kann sein, dass er sie nicht so oft vergewaltigt hat wie das erste Opfer oder dass Helen Bechmann sich weniger gewehrt hat, das lässt sich nur schwer feststellen“, hatte er gesagt.

Doch während sie wussten, dass es sich bei dem Mörder um ein und dieselbe Person handelte, hatten sie nach wie vor keine Ahnung, wer es gewesen sein konnte. Es gab ein paar Verdächtige, das ja, aber alles andere als eine heiße Spur. Mittlerweile hatten sie eine Vielzahl von Personen verhört, hatten sogar damit angefangen, Handyverzeichnisse durchzutelefonieren. Aber es blieb einfach nichts hängen, es gab kaum Indizien.

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